Urlaub im Rausch der Farben und Formen
Wandern auf Lanzarote
Wer Lanzarote nur wegen seiner Strände und des Nachtlebens
von Puerto del Carmen besucht, versäumt eine äußerst imposante,
abwechslungsreiche Natur. Mit einem fachkundigen Führer an der
Seite lernt man die Insel erst richtig kennen.
Wandern auf
Lanzarote? Da ist doch nur Lava, alles schroff und schwarz! Die
von einem Geologen begleiteten Wanderungen öffneten uns die Augen
und änderten unsere Einstellung zu Lanzarote grundlegend, schon
die erste Tour durch das Ajaches-Gebirge im Südosten. Die wie
Mauern aussehenden vulkanischen Adern und farbigen Erdschichten
dort beeindruckten uns stark und wir erfuhren, was es damit auf
sich hat.
Das alte Weinanbaugebiet im Geria-Tal übertraf die
ersten Eindrücke fast noch: Die von kleinen Steinmauern umgebenen
Trichter mit den sich vor den ständigen Winden duckenden
Weinstöcken darin, das Grün des Weinlaubs im Kontrast zum Schwarz
der vulkanischen Asche überwältigte uns.
Es kostete zwar etwas
Mühe, den alten Vulkankegel Guardilama zu erklimmen, aber dafür
wurden wir mit einem fantastischen Rundblick über fast die
gesamte Insel reich belohnt. Dazu die geometrischen Muster der
Weinbau-Trichterfelder im Tal und am Fuß des Berges und über uns
der stahlblauer Himmel, eine faszinierende Landschaft!
Daß man oberhalb der Lagune von Salinas del Janubio
viele verschiedenartige Gesteine finden kann, hätten wir nie
gedacht, ein fachkundiger Führer öffnet einem die Augen für das,
was dahinter, oder besser gesagt, unter der Oberfläche steckt.
Jeder Stein erzählt (s)einen Teil der Entstehungsgeschichte
Lanzarotes. Weitere erloschene Krater erwanderten wir, z. B.
bei La Santa und Sóo; immer gab es tolle Ausblicke, an Filmen
bzw. Speicherchips sollte man nicht sparen.
Nach einem Bad
in einer der kleinen Buchten bei Orzola stiegen wir auf zu den
Klippen, wo ein ca. 5 Mio. Jahre alter Strand ca. 25 m über dem
heutigen Strandniveau verborgen ist. In seinen Sanden findet man sogar Bruchstücke von
Straußeneiern! Erstaunt waren wir auch über die Vielfalt der
Pflanzen und die landwirtschaftliche Nutzung in der Gegend von
Máguez und den leicht erwanderbaren Doppelkratern von Los
Helechos. Auf 600 m Höhe wachsen hier Kartoffeln! Dies ist die
grüne Seite der Insel, denn in den Bergen bleiben die Wolken
hängen und spenden Feuchtigkeit.
Während der Wanderung von der Ermita de las Nieves
nach Teguise eröffneten sich uns immer wieder großartige
Ausblicke, vor allem zur Nachbarinsel La Graciosa und den steil
ins Meer abfallenden Klippen des Famara-Massivs im Norden.
Der Abstieg an
den Famara-Klippen zur stillgelegten Saline im Nordwesten der
Insel bot mehr als tolle Ausblicke: Von unten sahen wir, wie
einst Lavaströme des Corona-Vulkans über die Klippen ins Meer
herabflossen und letztendlich erstarrten. Die Saline selbst ist
ein Rausch in Farben von Rot-Orange und Weiß ,
Salzkristalle schwimmen in der Lauge.
Eine kleine Tour
führte uns vom Dorf Ye zum Kraterrand bzw. Schlund des Corona.
Unvorstellbar, mit welcher Gewalt hier die Erde vor ca. 3000
Jahren getobt und Lava ausgespieen hat. Viele
weitere Ziele, natürlich auch der Timanfaya-Nationalpark, standen
noch auf dem Programm, aber eine Tour muß noch erwähnt
werden: ein ca. 270 J. junger Krater bei Masdache war rasch
bestiegen und zeigte in seiner Caldera einen herausquellenden
Lavastrom, als wäre dieser erst gestern erstarrt.
Auch im Umfeld
noch die Zeichen des jungen Vulkanismus: Dutzende Krater
entdeckten wir, riesenhafte vulkanische Bomben, breite
Lavaströme, bizarr, zerrissen, plattig, oft mit Lava, die wie
geflochtenes Seil aussieht. Immer wieder war der Schmuckstein
Olivin, dieses flaschengrüne Mineral, als Einschluß in der Lava
zu erkennen und zu sammeln.
Einen Besuch der
Grünen Lagune und der Basaltsäulenklippen von Los Hervideros
ließen wir natürlich nicht aus, denn hier kommen nochmals alle
Farben Lanzarotes zusammen: das Grün des Lagunenwassers, das
Schwarz der Lava, Rot bis Ocker als Erdfarben, dazu das Blau des
Meeres und des Himmels, ein Genuß für´s Auge!
Nach einem
erfüllten Tag degustierten wir abends in den Bodegas dann die Weine: markant-süß die Malvasier-Weine,
erdig-schwer die Roten. Dazu salzige Pellkartoffeln, die berühmten "papas arrugadas", "mojos", die
würzig-pikanten Soßen, frischen Fisch: einfach himmlisch!
Inselwandern auf Lanzarote ist ein Genuß für Körper und
Sinne.