Fuerte zu Fuß
"steinwandern" - Fuerteventura neu entdecken
Fuerteventura, bei den einen als
"Sandhaufen im Meer" ein wenig verpönt, bei den anderen als
Windsurf-Insel hochgelobt und wegen der endlos langen und schönen
Strände beliebt: diese Kanareninsel bietet nicht nur das, nein,
sie ist auch eine wunderbare Wanderinsel. Dort wandern?
"steinwandern"? Erscheint abwegig. Und in der Tat: Nicht immer
läuft man bei den "steinwander"-Touren auf Wegen. Denn wer immer
nur auf ausgetretenen Wegen läuft, verpasst meistens das
Interessante. Die Landschaft ist hier so offen, dass man
hervorragend "auf Sicht" wandern kann. So kann man z.B. durch ein
Flußbett aus Sand, einen "Sandbarranco" wandern und zu
interessanten Steingebilden kommen, weglos hinauf zu rundlichen
Bergen, die unterwegs immer interessanter werden, denn sie
offenbaren uns dank fachkundigem Wanderführer ihre Geheimnisse:
uralte Gesteine mit tollen Kristallen.
Die Berge hier haben tiefe
Erosionsrinnen, die ihnen den Charakter von Elefantenfüßen
verleihen, die man sonst auf keiner anderen Kanareninsel findet.
Oben angekommen, empfängt einem ein frischer, stürmischer Wind,
der die Haare zerzaust und die Alltagssorgen wegbläst. Man
genießt die Aussicht, die unglaubliche Weite der Landschaft und
vespert gemütlich im Windschatten der Gipfelkuppe. Das nächste
Ziel lohnt den Abstieg über Geröll und eine weite Küstenebene.
Man gelangt zu einer Schicht Millionen Jahre altem, versteinerten
Strand, der im Laufe der Zeit - wie übrigens die gesamte Insel
auch - gehoben wurde, wie der Fachmann beiläufig und leicht
verständlich erzählt. Hier sind große fossile Schnecken und
Muscheln zu entdecken. Nur wenige Minuten später erreicht man
einen fantastischen, brandungsumtosten Küstenabschnitt mit einer
traumhaften Badebucht und genießt das Bad in der Brandung - genau
das Richtige nach der Wandertour.
An
der Ostküste kann man küstennah durch eine weitläufige
Berglandschaft wandern, die ihren Reiz erst allmählich beim
Wandern und Beobachten entwickelt: mit farbigen Flechten besetzte
Steine geben der Landschaft einen warmen Farbton, setzen
Farbakzente, ebenso wie die gerade im Frühjahr zahlreich
blühenden kleinen Pflanzen. Blütenbedeckt ist auch der windige
Bergkamm, über den ein alter, zum Teil von Agaven gesäumter
Pilgerpfad von Betancuria nach Antigua führt.
Auf
Wanderungen im Norden und im südlichen Innenland kommt man häufig
an Vulkankegeln oder Resten von Vulkanen vorbei, die einem an die
vulkanische Entstehung der Insel erinnern. Vom Vulkan Gairía und
seinen Nachbarschloten wurden vor ca. 4000 Jahren riesige Mengen
Lava ausgespuckt, die in einem riesigen Strom zum Meer flossen.
Jeder, der einmal nach Jandía gefahren ist, hat diesen Lavastrom
gequert, vielleicht, ohne diesen zu bemerken. Hier macht nur der
fachkundige Führer darauf aufmerksam.
Ein
vorläufiger Höhepunkt ist die Wanderung in der grandiosen
Landschaft von Vega de Rio Palmas, der palmenreichsten Gegend der
Insel, mit rostrotbraunem Boden und erstaunlich viel Grün.
Westlich von Vega führt ein Weg in ein enges Felsental.
Unglaubliche, oft runde, weibliche Formen haben die Felsen hier,
und sie sind auch etwas Besonderes, wie uns unser Führer
aufklärt: So, in dieser Art und Zusammensetzung gibt es dieses
Gestein nur hier. Zauberhafte Felsen, die nicht nur
wissenschaftlich interessieren, sondern aus denen beim Betrachten
Phantasie-Gestalten, Gesichter, Tierköpfe und Körper(-teile)
entstehen und sich bei jedem Schritt verwandeln. Dazu wie von
Künstlerhand gemalte Streifen im Bachbett des kleinen Gewässers,
das sich durch dieses Tal schlängelt. Eine Pilgerkapelle
unterwegs, ein Palmenhain mit
immer fließendem Wasser, fast ein Wunder auf dieser Insel! Wir
staunen nur. Weiter geht es zu Gesteinsformationen, die auf eine
Zeit von vor über 80 Mio. Jahren hinweisen, als es die Insel noch
gar nicht gab.
Allgemeinverständlich, mit einer
gewissen Leichtigkeit, locker plaudernd, aber mit großer
Kompetenz vermittelt uns unser Geologe sein Fachwissen. Von Tag
zu Tag bekommen wir so weitere Wissens-Mosaiksteine und vor
unserem inneren Auge sehen wir dann wie in einem Zeitrafferfilm
das Entstehen und das Verändern dieser traumhaften Insel.
Auf
dem Programm stehen noch viele weitere interessante Ziele, wie z.
B. die Westküste bei La Pared, der höchste Berg des
Inselhauptteils, ein oder zwei Vulkane im Norden und und und ..
Aber davon ein anderes Mal ....
Die
Begeisterung für die Insel und ihre Eigen- und Besonderheiten
sind aus den Worten unseres engagierten Leiters stets
herauszuhören und reißt uns mit. "steinwandern" ist wirklich eine
andere Dimension des Urlaubmachens: eine Mischung aus Wandern,
Studienreise, Erlebnistour und Strandurlaub! Das einhellige
Urteil der Gruppe: absolut empfehlenswert! Nächstes Jahr sind wir
auf jeden Fall dabei, wenn Lanzarote erwandert wird.